Freitag, 8. November 2013

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Enjolras, der auf dem Kamm der Barrikade stand, das Gewehr in der Faust, erhob sein schönes, strenges Antlitz. Wie man weiß, hatte Enjolras etwas von einem Spartaner und einem Puritaner. Er wäre in den Thermopylen mit Leonidas gestorben und hätte mit Cromwell Drogheda nidergebrannt. "Grantaire!" rief er. "Schlafe fern von hier deinen Rausch aus! Hier ist der Platz von Trunkenen, nicht von Trunkenbolden! Schände die Barrikade nicht!"

Diese Worte des Unmuts trafen Grantaire seltsam. Es war, als bekäme er ein Glas kalten Wassers ins Gesicht. Plötzlich schien er ernüchtert. Er setzte sich, lehnte sich an einen Tisch nade dem Fensterkreuz, sah Enjolras mit unsäglich sanften Blick an und sagte zu ihm: "Du weißt, ich glaube an dich."

"Geh!"

"Laß mich hier schlafen!"

"Geh sonstwohin!" rief Enjolras.

Aber Grantaire starrte noch immer auf ihn mit zärtlichen, truben Augen und antwortete: "Laß mich hier schlafen, bis ich sterbe!"

Enjolras maß ihn mit Verachtung. "Grantaire, du bist unfähig zu glauben, zu denken, zu wollen, zu leben und zu sterben."

Grantaire erwiderte mit ernster Stimme: "Du wirst schon sehen."

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